Hallo, mein Name ist Viola. Ich bin Sängerin, Songschreiberin, Bloggerin und Schirmherrin beim Bündnis gegen Depression Würzburg. In diesem Artikel möchte ich mich Euch genauer vorstellen. Ich freue mich im Gegenzug sehr auf Eure eigenen Geschichten und Gedanken, die Ihr mir gerne unten in die Kommentare schreiben könnt.
3,2,1, … wir reisen in die Vergangenheit…
VIOLA IRENE TAMM – geb. am 29. Juli 1982 in Marburg/Hessen
ZEITREISE 1
Meine Mutter sagt, ich sei ein liebes Kind gewesen. Na, wollen wir ihr das mal glauben
Grundsätzlich war meine Kindheit behütet, es fehlte uns an nichts und ich wurde geliebt. Die Beziehung zu meiner Mama ist bis heute eine sehr enge und offene. Die Beziehung zu meinem Vater hingegen war und ist schwierig. Sobald ich einen eigenen Willen hatte und nicht mehr so einwandfrei „“funktionierte““, wurde es toxisch. Ich lebte immer mit der Angst, ignoriert zu werden, fürchtete mich vor cholerischen Anfällen, wenn ich nicht so dachte oder handelte, wie es genehm war. Dieses vergiftete Vater-Tochter-Verhältnis sollte weitreichende Folgen für mein weiteres Leben haben. Die Angst wurde zum zentralen Thema.
ZEITREISE 2
Schicke Tapete 😃
Außerdem zu sehen mein Bruder und ich.
Nein, er ist heute kein Bankräuber und auch sonst hatte das frühe Hantieren mit „Schusswaffen“ keinen negativen Folgen. Wehrdienst verweigert, polizeiliches Führungszeugnis astrein! 😉
Was uns bis heute ganz klar zu Geschwistern macht, ist die Neigung zu viel zu grübeln, zu kompliziert zu denken und gerne mal Katastrophen herauf zu beschwören. Wie oft wir schon gestorben wären, wenn das alles wirklich eingetroffen wäre 😃 Es kommt meist anderes, als man denkt – na Gott sei Dank!
Dazu noch eines meiner Lieblingszitate von Heinz Erhardt:
„SIE DÜRFEN NICHT ALLES GLAUBEN, WAS SIE DENKEN.“ Naaa guuut, wenn der Heinz das sagt, muss es stimmen! 🙂☀️
ZEITREISE 3
Minime, ready to conquer the world! 💛
Ich frage mich manchmal, was ich meinem Minime heute sagen würde, wenn ich sie träfe. So vielleicht…
„Mein kleiner Schatz, das Leben ähnelt einer Achterbahn.
Es geht auf und es geht ab.
Es wird toll sein, aber nicht immer.
Du wirst lachen und Du wirst weinen.
Solange Du wieder aufstehst, wird alles gut!
Und mach‘ Dir nicht zu viele Gedanken.
Dein Weg wird sich Dir ebnen. Das Leben läuft nach und nach in die richtigen Bahnen – und am Ende wirst Du rundum zufrieden sein!“ ☀️
Was würdest Du Dir sagen?
ZEITREISE 4
Mit 13 Jahren war ich längst ein Scheidungskind – und ein glückliches noch dazu. Ja, es gibt Kinder, die froh sind, wenn es endlich vorbei ist. Kurz zuvor hatte ich mich das erste Mal gegen meinen Vater aufgelehnt. Es folgten Jahre ohne jeglichen Kontakt, was mir gut tat.
Ich hatte tolle Freunde und es gab die ersten ganz ganz „großen“ Lieben meines Lebens 😉💛
Zu dieser Zeit wollte ich Journalistin werden.
Das traf zwar nie ein, die Leidenschaft für das Schreiben ist aber geblieben (falls Euch das noch nicht aufgefallen sein sollte ;))
Aber wie das Leben so spielt…auf ein Hoch sollte schon bald ein Tief folgen…
ZEITREISE 5
Mit 16 Jahren schlich sich ein Monster in mein Leben. Ich bekam es wortwörtlich mit der Angst zu tun. Ich erhielt die Diagnose Angststörung.
Angst ist eine wichtige Emotion, sie rettet uns in Gefahrensituationen.
Menschen mit Angststörungen haben aber zu viel Angst.
Sie bekommen Panik in Situationen, die nicht bedrohlich sind.
Bei mir persönlich war es die „Angst, einfach umzukippen.“ Ich hatte ein einziges Mal Kreislaufprobleme, in Folge einer durchzechten Nacht, und das war der Auslöser. Ich befürchtete fast überall, wo ich war, die Kontrolle über meinen Körper zu verlieren und zusammen zu brechen. Was daran fies war: Während einer Panikattacke bekommt man Symptome, die wiederum neue Angst auslösen bzw. die Angst verstärken. Ja, mir wurde schwindelig, schweißnasse Hände, verschwommener Blick, Zittern. Ich dachte immer: „Jetzt passiert es, jetzt passiert es“ – umgekippt bin ich aber nie. Das, was ich mir ausmalte, traf nie ein. Bis ich das alles verinnerlicht hatte, bis ich wieder gesund war, brauchte es drei Monate in der Kinder- und Jugendpsychiatrie Marburg…
ZEITREISE 6
Das ist das einzige Bild aus meiner Zeit in der Kinder- und Jugendpsychiatrie.
Wie die „Klappse“ in Filmen dargestellt wird, hat nichts mit der Realität zu tun.
Es sind kranke Menschen dort, wie auch auf der Krebsstation – nur ist eben die Seele krank und nicht der Körper. Es sind Ärzte und Pfleger dort, die ihr Bestes geben, um die Menschen zu heilen. Ich habe selten so viel Nächstenliebe und Herzlichkeit erlebt, wie auf dieser Station. Natürlich habe ich auch viel Leid mitansehen müssen. Das Mädchen neben mir hatte Magersucht. Seht Ihr, wie sie sich auf dem Foto versteckt? Diese Mädchen empfinden so viel Selbsthass und Ekel vor sich selbst – es ist ganz, ganz traurig!
Ich bin menschlich so schnell gewachsen, wie danach nie mehr . Ich bin als kleines, verängstigtes Mädchen rein gegangen und kam als starke , na sagen wir mal „Fast-Frau“ wieder raus. Durch tiefenpsychologische Gespräche, durch Konfrontationstherapie hatte ich die Krankheit besiegt.
Ich wäre natürlich nicht ich, wenn ich mir im Laufe der Zeit nicht noch weitere „schicke“ Ängste und Phobien ausgedacht hätte. So schlimm wurde es aber nie mehr.
Mein Monster begleitet mich durchs Leben. Das ist so. Es hat über die Jahre hinweg sehr viele Therapiestunden gebraucht, um es zu zähmen. Inzwischen sind wir Freunde. Bisher konnte nicht mal Corona etwas daran ändern!
Warum bin ich so, habe ich mich früher so oft gefragt. Ich lernte damals, dass der Einfluß von Eltern, gerade in den ersten vier Lebensjahren, nicht unterschätzt werden sollte. Und klar, es kam die Cholerik und Härte meines Vaters zur Sprache, das Aufwachsen mit Angst. Abgesehen davon ist es bei mir zusätzlich genetisch bedingt. Und da kann man ja wohl nichts machen. 😉
In folgendem Artikel berichte ich ausführlicher über den Psychiatrie-Aufenthalt:
ZEITREISE 7
AFTER – THERAPY – FACE ☀️
Nach dem Aufenthalt in der Psychiatrie, folgte eine unbeschwerte Zeit. Ich ging auf eine neue Schule, lernte viele liebe Menschen kennen , ansonsten viel Party, Tanzen – Schule mehr so am Rande ;D Bald kam auch der Führerschein. Einem Dorfkind wie mir, stand nun die Welt offen. Auf der Bühne sollte ich übrigens erst mit 22 Jahren das erste Mal stehen. Bis dahin sang ich nur in zwielichtigen Karaokebars, meistens so um 4 Uhr morgens. 😉
ZEITREISE 8
Wenn ich das Foto heute angucke, denke ich:“Hey, Du warst wirklich eine hübsche, junge Frau!“ Damals, mit ca. 18 Jahren, war das komischerweise nie so. Ich war zutieft unsicher und hatte immer etwas an mir zu mäkeln. Nase zu groß, Beine zu dick, Haare zu struppig…
Was ist los mit uns Frauen (den meisten von uns)?
Warum sind wir immer so böse und hart zu uns selbst!?
ZEITREISE 9
Mit 18 Jahren hatte ich auch das erste Mal Kontakt mit dem Tod. Der Moment, als meine Mutter mir sagte: „Er lebt nicht mehr!“ war so surreal und ich fiel innerhalb von Millisekunden in einen Schockzustand. Ach, ich kann es eigentlich gar nicht beschreiben. Und wie sollte man auch das Gefühl beschreiben, wenn der beste Freund, auf einmal nicht mehr da ist, weil er nicht mehr da sein wollte!!?
Er war ein wunderbarer Mensch und wirkte so selbstbewusst und stark! Ich glaube auch, dass er das war, nur war seine Seele nicht gesund. Nach einem Streit mit seinen Eltern, verließ er wütend sein Elternhaus und warf sich vor einen Zug. Er wurde 16 Jahre alt! Wenn ich darüber schreibe, kann ich es immer noch nicht fassen!
Ich zeige ihn nicht ganz, weil ich nicht weiß, ob seine Familie das wollen würde.
Weil ich weiß, dass meine Mama nicht will, dass ich eine große Sache daraus mache, mache ich es so kurz wie ich kann:
Mit 22 Jahren kam die zweite Begegnung mit dem Tod. Meine Mutter versuchte sich das Leben zu nehmen. Sie war aufgrund verschiedener Schicksalsschläge in eine Depression gerutscht. Die Krankheit ging so weit, dass sie tatsächlich glaubte, niemand würde sie mehr brauchen, im Gegenteil, sie wäre nur noch eine Belastung. Ich fand sie im Keller. Sie hatte sich eingeschlossen und Tabletten geschluckt. Als mein Bruder und ich sie wach bekamen, sagte sie als erstes: „Scheiße, es hat nicht geklappt!“ Neben ihr lagen ihre Abschiedsbriefe.
Was für eine teuflische Krankheit das ist. Gott sei Dank passierte es nur ein Mal. Meine Mutter ging stationär, bekam Medikamente, die ihr sehr gut halfen, eine tolle Therapie und ist seither gesund. Und mal abgesehen davon liebe ich sie bis zum Mond und zurück!
Es kann den Stärksten passieren! Passt gut aufeinander auf!
ZEITREISE 10
Ich hatte Euch bereits erzählt, dass ich ein Schisshase bin (oder war? 🤔). Ich habe mir im Laufe der Jahre die eigenartigsten Ängste „ausgedacht“. Eines muss man mir lassen – kreativ war das schon 😃
Dieses Foto (ich war 20) zeigt mich in einer Zeit, in der ich „Angst vorm Erröten“ hatte (Erythrophobie). Die Angst war nicht, in peinlichen Situationen rot zu werden. Ich hatte Angst davor, dass es in ganz normalen Gesprächen oder wenn ich in der Schule dran kam, passieren würde. Ich dachte: „Also wenn ich jetzt rot anlaufe, denken die anderen, ich sei komisch, ein Psycho. Für mich war das damals eine schreckliche Vorstellung. Na, und was passiert, wenn Du ständig denkst: „Ich werde rot, oh Gott, ich werde rot!“? Du wirst rot wie eine Tomate. 🍅
Komischerweise bestätigten sich meine Befürchtungen nicht. Niemand lachte mich aus, niemand mied mich, nur weil ich ab und zu rot wurde. Es muss ein Wunder gewesen sein 😉 Als ich das kapiert hatte, war es vorbei mit dem „Glühschädel“!
Aber da gab es doch noch viel mehr „Hirngespinste“ – über die ich heute herzhaft lachen kann.
Hier eine Liste meiner Ängste und Phobien, die entweder von alleine weg gingen, mir „austherapiert“ wurden und diese, die noch leise in mir „wabern“.
HYPOCHONDRIE
Kopfschmerzen=Gehirntumor=Tod, Unterleibsschmerzen = Gebärmutterhalskrebs = Tod, Trockene Augen = Augendruck stimmt nicht = Erblindung, Ziehen in der Brust = Herzinfarkt = Tod…
PANIKATTACKEN
Auf der Autobahn, im Kino, im Flugzeug, im Zug, in der Schule, alle weiteren stickigen Räume, vor dem Einschlafen, wenn es irgendwo gezwickt hat, überhaupt, wenn es irgendwo gezwickt hat…
EINFACH NUR ANGST
Angst vor Höhe, Angst vor Enge, Angst vor Weite, Angst vor dem Tod, Angst vor Blamage, Angst vor Hunden, Angst vor Menschenansammlungen, Angst vor allen Situationen, aus denen ich nicht ohne Weiteres rauskomme (Escape Room wäre auch heute nichts für mich😅) Angst vor Achterbahnen, Angst vorm Restless Legs Syndrom, Angst davor, nicht schlafen zu können, Angst, nicht mehr schlucken zu können, Angst vor Ohnmacht…
Und als i-Tüpfchelchen… die Angst vor allen Ängsten! 😱
Ein Freak!? Ich? Na klar, Du etwa nicht? 😉
Ich möchte mich in keinster Weise über Angststörungen lustig machen. In der Situation sind sie das auch nicht. Man lernt aber, sie zu hinterfragen, sie und sich selbst dann nicht mehr so ernst zu nehmen. Wenn man das schafft, ist es ein echter Therapieerfolg.
ZEITREISE 11
Mit 23 Jahren ging es endlich für mich als Sängerin los.
Das erste Bild entstand bei meinem allerersten Auftritt, in dem leider schon lange geschlossenen Live-Club „Blues & Beyond“ in Frankurt a.M.. Auf dem zweiten Bild seht Ihr meine erste Band Shilly Shally. Das war eine tolle Zeit, tolle Menschen, tolle Musik. Erst durch Shilly Shally entdeckte ich meine Liebe zum Soul.
Ihr könnt Euch vorstellen, dass ich bei meinen ersten Bandauftritt gaaaaanz leicht nervös war. 😀 Ich wollte unbedingt gut genug sein, wollte keine Fehler machen.
Natürlich machte ich Fehler. Ich war nicht perfekt an diesem Abend und hinterher total unzufrieden.
Dann passierte etwas, das mich tief bewegt hat und ich mir bis heute gerne in Erinnerung rufe, weil es sich auf alles und jeden übertragen lässt. Nach dem Konzert kam eine Frau auf mich zu und sagte: „Du hast das toll gemacht! Du bist ein authentischer, ganz natürlicher Mensch. Lass‘ Dich niemals verbiegen. Bleib‘ genau so, wie Du bist!“
Wow, das hatte ich gebraucht. Und es gilt für uns alle. Wir sind ok, wie wir sind; mit unseren Ecken, Kanten und Narben, in all unserer Verletzlichkeit. Es ist alles ok so. Wir dürfen uns zeigen – genau so, wie wir sind!
ZEITREISE 12
Nachdem ich ein paar Semester erfolglos Sozialwissenschaften studiert hatte, wurde mir mit circa 25 Jahren klar: Ich will Musik! Nur das, und davon möglichst viel! Ich war als Coversängerin jedes Wochenende unterwegs, mit den verschiedensten Bandkombos – Bühnenaction bis spät in die Nacht. Es war eine „schnelle“ Zeit, aber sie war aufregend. Nebenher schrieb ich Songtexte und arbeitete mit Musikerfreunden an ersten Songs. Ich hatte überdimensional riiiiiesige Träume. Grammys und so 😀
Meine Träume sind immer noch groß, aber anders. Ich brauche niemanden mehr, der mir sagt, dass ich toll bin, brauche keine Bestätigung von außen und auch keinen Grammy, um mich gut zu fühlen (gegen Komplimente habe ich natürlich trotzdem nichts 😉). Anerkennung bekomme ich jeden Tag, durch meine Tochter, die ein wandelnder „Haufen“ Liebe ist! 😉 Das ist alles, was ich brauche! ☀️
Mit 29 Jahren fing ich an, Rock/Pop/Jazz Gesang zu studieren. Spät!? Joa, aber heute juckt das keinen mehr! Im Studium lernte ich den Großteil meiner Band kennen und meinen treuen Weggefährten und Manager Bernd. Durch ihn traf ich meinen ersten richtigen Produzenten. Das war der eigentliche Startschuss für das „Projekt VIOLA“.
ZEITREISE 13
Und dann kam die 3 vor der 0. Ich persönlich fand das erstmal gar nicht so schlimm. Mein Umfeld anscheinend schon. Warum müssen sich, ich nehme an gerade Frauen, in dieser Lebensphase so viel Schrott anhören!? Ging das noch jemandem so? Bei mir kamen so Nettigkeiten, wie: „Musikkarriere mit Ü30? Oha, da musst Du aber jetzt hin machen!“ oder „Viola, wenn Du noch Familie willst, wird’s eng!“, „Willst Du nicht langsam mal bürgerlich werden?“, „Du wirst in diesem Leben keine Helene Fischer mehr!“ Letzters fand ich schon etwas witzig. Meinen größten Respekt für Helene Fischer, aber wie sie zu werden, war nie mein Plan! 😀
Die Sprüche machten trotzdem etwas mit mir. Sie lösten einen enormen Druck aus. Von da an habe ich mich getrieben, wie ein Stück Vieh! Es musste jetzt schnell gehen, rasend schnell. Die Raserei hatte Konsequenzen, einige waren wünschenswert, andere eher weniger.
ZEITREISE 14
Mit 32 Jahren, also im Jahr 2014 sollte sich die harte Arbeit auszahlen. Meine Band und ich konnten ein Crowdfunding erfolgreich abschließen, wurden von der Aventis Foundation gefördert, gewannen den Hessischen Rock & Pop Preis, den Deutschen Rock & Pop Preis und brachten kurz darauf das Album „It’s Not Logic“ raus. Die Single-Auskopplungen liefen im Radio, wir spielten schöne Konzerte. Ich möchte das alles keinesfalls missen. Ich bin stolz darauf, was wir erreicht haben und es hat wahnsinnig viel Spaß gemacht!
Das Unschöne daran war einzig und allein die Geschwindigkeit, in der ich diese Ergebnisse von mir erwartet hatte. Dass sich vergessen und verbiegen lassen, weil ich glaubte, andere wüssten es besser, und zu guter Letzt meine Eigenschaft, es allen recht machen zu wollen. Ich habe übrigens etwas herausgefunden: Das geht gar nicht! 😉
Als es nach der Albumveröffentlichung und der Promophase ruhiger wurde, schaute ich in den Spiegel und stellte ich mir einige Fragen:
1.Wer bist du und wenn ja, wieviele?
2.Wie siehst du eigentlich aus?
3.Wo kommen denn schon wieder diese Ängste her?
4.Wie soll es denn jetzt weitergehen?
Die Erfolge hatten ihren Preis. Ich hatte mich verloren und vernachlässigt. Ich wog über 100kg und konnte kaum noch Auto fahren, weil ich eine panische Angst davor entwickelt hatte. Meine Mobilität war verloren. Zu Gigs wurde ich immer gefahren. Wenn ich selber fuhr, dann in einem permanenten Angstzustand, gepaart mit Panikattacken. Es war wieder so weit…Next stop: Therapy!
ZEITREISE 15
Ich möchte Euch eine ganz besondere Person in meinem Leben vorstellen. Ich habe vorab gefragt und er hat es mir erlaubt. 💛
Bei Herr Ferreira de Vasconcellos Praxis Für Psychotherapie Rodi saß ich mit 33 Jahren „auf der Couch“. Königspudel Valentino war in jeder Therapiestunde dabei. Durch diesen zauberhaften Hund, wurde die Atmosphäre im Raum noch liebevoller als sie es ohnehin schon war. Manchmal hatte ich überlegt, ihn mir einfach einzupacken und mitzunehmen. 😉
Ich nahm an einer Gruppentherapie teil und hatte alle drei Wochen eine Einzelstunde. Vorrangig wollte ich meine Autobahnphobie loswerden. Was dieser Mann dann aber geleistet hat, mit seinem aufrichtigen Willen anderen Menschen zu helfen, gepaart mit dem Konzept der Schematherapie, übertraf all‘ meine Vorstellungen. Ich lernte mich besser kennen – und vor allem lieben. Ich lernte, wie ich gut mit mir umgehe, erfuhr alles über Ängste, was im Körper passiert, warum es passiert und warum sie mir nichts anhaben können. Ach, es gab so viele Erkenntnisse, das würde zu weit führen.
Fakt ist, mir wurde der Allerwerteste gerettet! Ich nahm ab, ich fuhr Auto, ich war nicht mehr so streng zu mir und hatte in der Gruppentherapie wunderbare „Leidensgenossinnen“ kennengelernt. Ich lag abends mit einem Lächeln im Bett und dachte: „Was habe ich nur für ein Glück!“
Und dann kam die Schwangerschaft…
ZEITREISE 16
Mit 35 Jahren, am 1. Mai 2018 schickte ich meinen heutigen Mann Martin zur Notapotheke, um einen zweiten Schwangerschaftstest zu holen, denn einem positiven Test kann man doch nicht trauen. 😉
Auch der war positiv. Wir würden ein Baby bekommen. Und ja, wir hatten es darauf angelegt, und ja, wir wollten ein Baby haben. Juli war ein Wunschkind!
Was dann allerdings mit ihrer Mama passierte, das hätte sie nicht gebraucht!
Die ersten Wochen ging alles noch. Mir war zwar übel, aber es war erträglich. Danach ging es bergab. Statt fröhlich, war ich traurig. Statt glücklich, war ich unglücklich. Sollte das nicht anders sein, wenn man ein Baby erwartet? Ich verstand die Welt nicht mehr. Eines Nachts konnte ich aufeinmal nicht mehr schlafen. Die nächsten Wochen schlief ich 30min bis 3 Stunden pro Nacht, manchmal auch gar nicht. Meine Nerven lagen blank. Nicht umsonst ist Schlafentzug eine Foltermethode. Klassische Schlaftabletten gingen nicht und so landete ich in der Uniklinik Frankfurt, bei Frau Prof. Dr. Kittel-Schneider, wieder so ein Schutzengel in meinem Leben. Sie hatte eine spezielle Sprechstunde für Schwangere und Neu-Mamas mit psychischen Erkrankungen.
Sie konnte mir helfen, meinen Schlaf etwas zu verbessern und meine offensichtliche Schwangerschaftsdepression zumindest erträglicher zu machen. Trotzdem war die Krankeit da. Es war mal ok, die meiste Zeit aber Kräfte zehrend. Es ging mir nicht gut. Postnatal ging es genauso weiter, es wurde sogar zweitweise wieder schlimmer. Ich war vollkommen davon überzeugt, dass ich bald sterben würde.
Mehr als einanderhalb Jahre war ich nicht mehr ich selbst. Ich hatte jemanden in meinem Kopf sitzen, der meine Lebensfreude aussaugte. Sogar als ich im Herbst 2019, gar nicht lange vor Corona, das Benefizkonzert gegen Depression im Colos-Saal gab, war ich nicht ok. Ich konnte mich zusammen reißen, aber ich habe keine echte Freude empfunden und jeder Schritt war anstrengend. Seit einer Medikamentenumstellung und einem kurzen Aufenthalt in der Uniklink Würzburg geht es mir gut. Inzwischen sogar besser als je zuvor.
Aber erst jetzt weiß ich, was es bedeutet, depressiv zu sein! An alle Menschen da draußen, die unter Depressionen leiden: Ihr seid die Allerstärksten! Ihr haltet Euch über Wasser, obwohl Euch permanent jemand nach unten zerrt! Ihr habt den allergrößten Respekt verdient! Ich hoffe Ihr werdet alle als Sieger aus dem Kampf hervorgehen!
Wen die Themen Schwangerschaftsdepression und postpartale Depression interessiert.
Hier erfährst Du meine persönlichen Erfahrungen im Detail:
ZEITREISE 17 // DER MUSIKALISCHE WEG
Die Veröffentlichung meiner ersten Single „Down“
liegt schon sieben Jahre zurück. Das Projekt VIOLA gibt es seit neun Jahren. 2022 feiere ich 10-jähriges Jubiläum. Wahnsinn! Wenn ich zurückblicke, sehe ich pure Liebe zur Musik, leidenschaftliche Arbeit, tolle Begegnungen, tolle Menschen, die an mich glaubten, mich unterstützten – und es bis heute tun. Ich sehe große Träume und Visionen, Selbstfindung, aber auch Selbstverlust. Ich sehe Scheitern, finanzielle, wie gesundheitliche Probleme und Zweifel, so viele Zweifel. Es gab Momente, in denen ich kurz davor war, aufzugeben. Letztes Jahr wollte ich dann tatsächlich mit meiner Musik aufhören. Erst die Schirmherrschaft hat mir wieder den nötigen Aufwind gegeben.
So, wie es mit psychischen Erkrankungen ist, so ist es auch mit Träumen: Du darfst niemals aufgeben! Seit diesem Jahr (2021) habe ich endlich das Gefühl als Künstlerin angekommen zu sein! Ich weiß, wer ich bin, was mir wichtig ist und wofür ich stehe. Jetzt kann da kommen, was will. Ich bin stolz auf jeden weiteren Schritt, denn ich fühle, dass ich genau da bin, wo ich hingehöre.
Die Musik hat mich immer begleitet, war mir eine Stütze und eine Möglichkeit, meine Seele hörbar zu machen. Wer sich dafür interessiert, kann sich meine bisherigen Songs hier: https://iamviola.de/musik/ anhören.
Und jetzt erzählt mal mehr von Euch…
Schönes, trauriges, bewegendes, prägendes, ärgerliches, witziges…ich bin total gespannt! 🌧☀️
KEEP GOING – ALWAYS 💛
VIOLA
Alles Gute zum Geburtstag liebe Viola.
Ich wünsche dir vor allem Gesundheit, stets die nötige Kraft dich deinen Herausforderungen zu stellen und alles Glück der Welt.
Liebe Grüße vom Eichhörnchen abgelenkten. 🙂